Alternative Investments
Private-Equity-Buyout-Fonds in Zeiten der Krise
Wie haben sich Private-Equity-Buyout-Fonds in herausfordernden Zeiten entwickelt? Wealthcap vergleicht die Reaktionen von Private-Equity-Buyout-Fonds und Aktien-Allokationen auf exogene Schocks. Lesen Sie Teil 2 unserer Themenreihe „Alternatives in der Zeitenwende“.
Inhalt der Themenreihe
Private-Equity-Buyout-Fonds als Assetklasse haben sich in der Vergangenheit im Vergleich zu den liquiden Aktienmärkten als relativ „robust“ erwiesen. Zugleich ist in den zurückliegenden 20 Jahren eine deutliche Outperformance zu beobachten. Dabei ist im Kern beides eine Unternehmensbeteiligung.
Der Private-Equity-Buyout-Index zeigt eine deutliche Outperformance gegenüber dem breiten Aktienmarkt. Beim direkten Vergleich (Abb. 1) sieht man, wie die Performance des Preqin Buyout Quarterly Index, der stellvertretend für den Private-Equity-Buyout-Fonds-Markt steht, derjenigen des MSCI World und des MSCI Europe immer weiter enteilt. Selbst nach kleinen Rücksetzern ging es scheinbar nur noch steiler weiter aufwärts.
Quellen: Preqin Buyout Quarterly Index, MSCI Europe Standard TR, MSCI World TR
Was ist der Preqin Buyout Quarterly Index?
Der Private-Equity-Buyout-Markt ist weniger transparent als die liquiden Aktienmärkte, an denen in der Regel laufend neue Börsenkurse gestellt und veröffentlicht werden. Preqin gilt als einer der führenden Anbieter für die Datenerhebung auf Private Markets und für Alternatives. Der Quarterly-Index errechnet sich aus dem Zuwachs des Nettoinventarwerts (NAV) von Buyout-Fonds binnen eines Quartals, zuzüglich der Ausschüttungen und abzüglich der Kapitalabrufe in dem Zeitraum.
Geringere Abwärtsbewegung, kürzere Erholungsdauer
Private-Equity-Buyout-Fonds-Beteiligungen entwickeln sich weniger volatil als börsennotierte Aktien. Die Bewertungen schwanken nicht mit jeder „psychologischen“ Kursbewegung an den Märkten. Private-Equity-Buyout-Beteiligungen werden in der Regel auch nicht sprunghaft und unverschuldet in „Sippenhaft“ genommen, wenn ein direkter Wettbewerber aufgrund einer individuellen Situation in Schieflage gerät.
Die geringere Abwärtsbewegung lässt sich gut für schwierige Zeiträume der Vergangenheit mithilfe von Kurven und Zahlen darstellen (Abb. 2): Nach dem Platzen der Dotcom-Blase ab 2000 lag der maximale Verlust zum Ende eines Quartals bei Private-Equity-Buyouts bei 18 Prozent, im Vergleich zu 40 beziehungsweise 38 Prozent bei den gelisteten Aktienmärkten. Im Zuge der Weltfinanzkrise ab 2007 lag die Differenz sogar bei 27 beziehungsweise 22 Prozentpunkten.
Quellen: Preqin Buyout Quarterly Index, MSCI Europe Standard TR, MSCI World TR
Auch die Zeit bis zur Werterholung war in beiden Krisen beim Private-Equity-Buyout-Index deutlich geringer als am breiten Aktienmarkt, gemessen am MSCI World beziehungsweise Europe (Abb. 3). Demnach hat die Werterholung im Zuge der Dotcom-Blase von Beginn der Krise an beim Private-Equity-Buyout-Index 14 Quartale gedauert, an den Aktienbörsen hingegen 17. Nach der Weltfinanzkrise waren es 13 Monate versus 25 beziehungsweise 22 Monate bei Aktien.
Quellen: Preqin Buyout Quarterly Index, MSCI Europe Standard TR, MSCI World TR
Quellen: Preqin Buyout Quarterly Index, MSCI Europe Standard TR, MSCI World TR
Quellen: Preqin Buyout Quarterly Index, MSCI Europe Standard TR, MSCI World TR
Bei der Betrachtung der Gesamtperformance, vor allem in Krisenzeiten, sind diese beiden Faktoren – geringeres Downside- und schnelleres Erholungspotenzial – von entscheidender Bedeutung.
Langfristige und aktive Gesellschafter
Hinzu kommt noch ein fundamentaler Erklärungsansatz, der mit der Strategie und den Einflussmöglichkeiten der meisten Private-Equity-Buyout-Investoren zusammenhängt. Private-Equity-Kapital ist langfristig orientiertes Kapital. Kurzfristige Renditen durch aktuelle Marktschwankungen und eine Perspektive von Quartalsbericht zu Quartalsbericht stehen nicht derart wie beim Aktienmarkt im Mittelpunkt der Investmentstrategie.
Und Private-Equity-Kapital ist aktives Kapital und auf die Interessenkongruenz mit den Investoren incentiviert: Eine Unternehmensbeteiligung erfolgt zumeist vollständig oder mit beherrschendem Einfluss, was den Investoren deutlich mehr Möglichkeiten auf die Unternehmensentwicklung gestattet als bei den oft sehr kleinen Minderheitsbeteiligungen, die beim Kauf von Aktien börsennotierter Unternehmen eingegangen werden. „Für die meisten Private-Equity-Investoren geht es ganz klar darum, das Unternehmen strategisch weiterzuentwickeln und langfristig auszurichten. Aktive Maßnahmen generieren Wert- und Ertragssteigerungen – und das zumeist mit langem Atem“, sagt Thomas Zimmermann. „Das ist etwas anderes als kurzfristige Wetten auf Marktschwankungen und Aktienkursverläufe. Das zahlt sich auf Dauer aus.“ Durch die langfristig angelegte Erfolgsbeteiligung wird eine Interessenkongruenz mit den Investoren hergestellt.
Weitere Vorteile von Private-Equity-Investoren:
- Lange Laufzeit erzeugt keinen „Quartals-Handlungsdruck“ und verleitet nicht zu kurzfristigen (Herdentrieb-) Entscheidungen.
- Finanzkraft, auch in schwierigen Zeiten, führt zu günstigeren Einstiegschancen und Wettbewerbsvorteilen für Unternehmen in der Krise durch Möglichkeit von kurzfristigem Eigenkapital.
- Ausgeprägtes Know-how und Erfahrung der Zielfondsmanager.
- Genereller Fokus auf vergleichsweise widerstandsfähige Geschäftsmodelle.
- Operative Verbesserungen sowie die Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle wirken in Krisen häufig besser.
- Unternehmerische Flexibilität von Unternehmen in Private-Equity-Hand.
Und was bedeutet das für das aktuelle Umfeld?
Die bis jetzt in der jüngeren Geschichte einmalige Corona-Pandemie mit all ihren Auswirkungen auf das globale Wirtschaftsgeschehen und das Anlageverhalten wirkt noch immer nach. Zugleich herrscht seit Februar 2022 ein Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Hinzu kommen – nicht allein, aber auch durch den Krieg bedingt – ein deutlicher Anstieg der Inflation, Sorgen um die Energieversorgung und – als Reaktion auf die Inflation – eine drastische Zinswende, angeführt von den großen Notenbanken. Und nicht zuletzt sind die Folgen des Klimawandels auch in unseren Breiten immer stärker zu spüren.
Kann Private Equity in diesem Umfeld abermals ein Outperformance-Potenzial bieten? „Das können wir ehrlicherweise nicht wissen. Denn wir können natürlich nur in die Vergangenheit blicken, aber die Zukunft nicht prognostizieren“, sagt Zimmermann. „Wie wir im ersten Teil der Themenreihe schon festgestellt haben, sind Krisen auch für professionelle Anleger nicht vorhersehbar. In die Zukunft geblickt wissen wir nicht, wie sich die geopolitische Lage weiterentwickelt und was uns noch so alles erwartet. Schauen wir in die Vergangenheit, zeigte der Private-Equity-Buyout-Index in der Krise einen niedrigeren Return. Aber er konnte auch in schwierigen Zeiten eine Outperformance zu Aktien erzielen.“
Ein Schlüssel für die Zukunft kann eine zeitlich gestreute Investmentstrategie mit Private-Capital-Fonds sein. Wie das funktioniert, lesen Sie im folgenden dritten Teil der Wealthcap Themenreihe „Alternatives in der Zeitenwende“.