Alternative Investments
Das Unbekannte vorhersehen?
Alternative Investments werden Stärken gerade in Krisenzeiten nachgesagt. Wealthcap analysiert, wie sich Alternative Investments, im Folgenden Private Equity bzw. Private Real Estate in einem schwierigen Marktumfeld entwickelt haben und was Investoren beachten sollten. Lesen Sie Teil 1 der neuen Themenreihe.
Inhalt der Themenreihe
Mit einer Themenreihe zu Alternative Investments beantwortet Wealthcap Fragen zum Verhalten von Alternative-Investment-Märkten, wenn das Marktumfeld herausfordernder wird oder gar Finanzkrisen eintreten. In Teil 1 lautet die Frage: Kann man Krisen eigentlich kommen sehen?
Jeder weiß, dass mit absoluter Sicherheit irgendwann wieder eine Krise kommt. Doch wann und aus welcher Richtung, das kann niemand mit Sicherheit voraussehen. Doch stimmt diese Binsenweisheit überhaupt? Sind Krisen wirklich unvorhersehbar? Oder haben nicht die Profis an den Kapitalmärkten vielleicht einen Wissensvorsprung gegenüber Otto-Normalverbrauchern und Privatanlegern? Und falls ja: Können Sie sich auf Erschütterungen an den Finanzmärkten besser vorbereiten?
Wealthcap hat dazu gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Civey eine Umfrage unter mehr als 1.000 vermögenden Privatanlegern durchgeführt. Nur eine Minderheit von 17 Prozent sieht sich nach eigener Einschätzung in der Lage, Krisen am Finanzmarkt vorherzusehen. Die große Mehrheit von 64 Prozent verneint diese Frage. Danach gefragt, ob man denn die Profi-Anleger dazu in der Lage sehe, fielen die Antworten zwar geringfügig positiver, aber mit 18 zu 59 Prozent immer noch eindeutig aus.
Quelle: Stat. Fehler Gesamtergebnis: 5,8% | Stichprobengröße: 1.000 | Befragungszeitraum: 24.01.23 - 03.02.23 | Mittelwerte Quartale. Stat. Fehler Gesamtergebnis: 5,9% | Stichprobengröße: 1.000 | Befragungszeitraum: 24.01.23 - 03.02.23 | Mittelwerte Quartale
Fundraising reagiert mit Verzögerung
Und was sagt die Empirie? Wenn professionelle Investoren Einbrüche an den Kapitalmärkten vorhersehen könnten, müssten sie bei ihrer Allokation vorausschauend handeln, Kapital aus besonders volatilen Anlagesegmenten abziehen oder Kapitalzusagen in alternative Assetklassen zumindest zurückfahren.
Betrachtet man das Fundraising-Volumen an den weltweiten Private-Equity-Märkten, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die bisherigen beiden großen Crashs dieses Jahrhunderts – das Platzen der Dotcom-Blase im März 2000 und die Weltfinanzkrise ab 2007 mit der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 – nicht vorhergesehen wurden. In beiden Jahren sowie jeweils im Jahr davor waren relativ hohe und vor allem steigende Zuflüsse zu verzeichnen. Ähnliches gilt für die Private-Real-Estate-Märkte, also illiquide, nicht börsennotierte Immobilieninvestments wie beispielsweise Immobilienfonds, mit der Ausnahme, dass diese Assetklasse um die Jahrtausendwende noch relativ kleine, weitgehend stabile Zuflüsse zu verzeichnen hatte.
Erst mit merklicher Verzögerung von ein bis zwei Jahren schlagen sich die beiden Krisen im Fundraising nieder. „Eine technische Erklärung dafür mag in der Dauer des Fundraisings, in der Regel zwischen sechs und 18 Monaten, liegen“, sagt Thomas Zimmermann, Head of Investmentmanagement Private Equity/ Private Real Estate bei Wealthcap. „Das allein reicht aber nicht zur Erklärung aus.“ Danach blieben die Investoren dann aber auch relativ lange zurückhaltend, und es dauere zum Teil mehrere Jahre, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht sei. „Gleichzeitig ist zu erkennen, dass mit jedem Zyklus mehr Kapital in diese Assetklassen fließt.“ Seit Beginn der 2010er Jahre sei eine Art „Superzyklus“ zu erkennen, dessen Ende sich in diesen Zahlen (noch?) nicht ablesen lässt.
Zu Beginn der Corona-Krise hat sich zunächst ein ähnlicher Rückgang abgezeichnet. Das Fundraising folgte dann der positiven Entwicklung der liquiden Assetklassen wie Aktien oder Anleihen, die bisher nur kurzzeitig unter der Krise gelitten und sich relativ schnell wieder erholt haben…
Thomas ZimmermannHead of Investmentmanagement Private Equity/Private Real Estate bei WealthcapKeine zuverlässige Krisenvorhersage
Als Fazit lässt sich feststellen, dass viele professionelle Marktteilnehmer im Alternative-Investment-Segment eine Finanzmarktkrise erst relativ spät zu realisieren scheinen und ihre Investitionstätigkeit zurückfahren. Das Fundraising kann dann insgesamt signifikant zurückgehen. Anschließend bleiben die Investoren mehrere Jahre relativ zurückhaltend, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht wird.
Und um die Frage zu beantworten, ob sich Krisen antizipieren lassen: Nein, jedenfalls nicht zuverlässig. Es mag wahrscheinliche Szenarien geben, die dann auch eintreten, aber sicher vorhersehen lässt sich eine Krise nicht.
„Das ist natürlich kein Beleg dafür, dass das auch so bleibt. An die Pandemie schloss sich unmittelbar das multiple Krisenszenario aus Krieg, Inflation und Zinswende an“, sagt Thomas Zimmermann. „Wie es wirklich kommen wird? Wir können natürlich in Szenarien denken. Aber wir wissen es nicht.“
Das führt zur nächsten Frage: Wenn man jederzeit mit Krisen rechnen muss, aber nicht weiß, wann und wie stark sie eintreten und wodurch sie ausgelöst werden – wie kann man sich als Investor darauf vorbereiten? Was bedeuten Krisen für Private-Equity-Allokationen? Dazu lesen Sie mehr im zweiten Teil unserer Alternatives-Reihe.