Wealthcap Talk zu S in ESG
Das S in ESG rückt in den Mittelpunkt
Die ökologische Dimension der ESG-Kriterien stand in den letzten Jahren im Fokus, nun rückt auch das S ins Scheinwerferlicht. Was soziale Kriterien für Immobilien eigentlich sind und welchen Effekt diese nutzungsübergreifend haben, beleuchtet Prof. Dr. Marion Peyinghaus.
Unter dem Titel „Social Real Estate: The Attraction of Social Action“ analysiert der jüngste „Process Management Real Estate (PMRE) Monitor 2023“ die soziale Komponente der ESG-Kriterien. Die Studienleiterin Prof. Dr. Marion Peyinghaus, Geschäftsführerin der CC PMRE GmbH und Professorin für Projektentwicklung und Immobilienmanagement an der hochschule 21 in Buxtehude, stellt zusammen mit Julia Hauber, Head of ESG bei Wealthcap, die Ergebnisse aus der Befragung unter 239 Immobilienexpert:innen und rund 200 Studierenden aus In- und Ausland vor.
„Wir haben gesehen, dass die E-Kriterien in den vergangenen Jahren mächtig Aufmerksamkeit bekommen haben, aber die S-Kriterien noch recht nebulös waren. Da wollten wir Licht in das Dunkel bringen“, so erläutert Prof. Dr. Peyinghaus die Motivation der Studie und die Problematik mit den unschärferen Kriterien von ESG. Die S-Kriterien beinhalten nach den Ergebnissen der Studie vornehmlich Aspekte wie die Partizipation der Mieter:innen, die Diversität und die Gesundheit, womit sie sich direkt auf die Bewertung von Immobilien auswirken. Es geht um die Frage, für welche Aspekte man bereit sei, mehr Miete zu zahlen, und welche Aspekte eine Arbeitsfläche so attraktiv machen, dass sie einen Einfluss auf die Wahl oder den Wechsel des Arbeitgebers haben.
Tauchen Sie noch tiefer ins Thema ein und hören sich die neue Podcast-Folge unserer Reihe Wealthcap Talk mit Prof. Dr. Marion Peyinghaus und Julia Hauber.
Wealthcap Talk zu S in ESG
Die ökologische Dimension der ESG-Kriterien stand in den letzten Jahren im Fokus, nun rückt auch das S ins Scheinwerferlicht. Was soziale Kriterien für Immobilien eigentlich sind und welchen Effekt diese nutzungsübergreifend haben, beleuchtet Prof. Dr. Marion Peyinghaus und Julia Hauber.
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Gesunde Gesellschaften und Kommunen
Hauber berichtet aus Sicht des Asset Managements von einer verstärkten Aufmerksamkeit der Mieter:innen. „Es wird ein Fokus auf menschenwürdige, gesunde und sichere Arbeitswelten, angemessenen Lebensstandard und ein ganzheitliches Wohlergehen für nachhaltige, gesunde Gesellschaften und Kommunen gelegt.“ Deswegen seien auch für Immobilienbestandshalter diese Themen keinesfalls zu vernachlässigen. Konkret rücke der Quartiersgedanke mehr in den Mittelpunkt, wo man mehr Einfluss auf die Gestaltung des Lebensraums ausüben könne. „Wir müssen da mehr Services reinbringen“, meint Hauber.
Eines der spannendsten Ergebnisse der Studie ist die durchgehend hohe Bewertung von Gesundheitsaspekten bei Immobilien. Sowohl für Wohn- als auch Büroimmobilien ist dies einer der wesentlichen Aspekte bei den S-Kriterien, die nachgefragt werden. Besonders interessant ist jedoch die Dominanz des Gesundheitsfokus bei den jüngeren Generationen: „Gerade der Generation, die eigentlich noch jung und gesund ist, ist das Thema Gesundheit extrem wichtig. Das sieht man auch am Boom von Lebensmittelersatzstoffen, vegetarischer, veganer Ernährung, Nahrungsergänzungsmitteln, Sportarten wie Yoga oder Pilates, die das Wohlbefinden fördern“, erklärt Peyinghaus das kontraintuitive Ergebnis. Die Berücksichtigung von gesundheitlichen und sozialen Aspekten ist demnach eine Chance für Arbeitgeber, Talente durch attraktive Wohlfühlumgebungen zu akquirieren.
Das ist in unserem eigenen Interesse, dass wir auf diese Themen einen extremen Fokus legen. Bei den Revitalisierungen haben wir einen größeren Hebel, da können wir ganz anders einwirken auf unsere Objekte und die neu denken. Das ist eine der spannendsten Herausforderungen, die wir im Assetmanagement haben.
Julia HauberHead of ESG, WealthcapMehr Miete für bessere Lebensqualität
„Das Wohlbefinden steht auch in direktem Zusammenhang mit der Wert- und Mietenentwicklung von Real Assets“, ergänzt Hauber. Sei das Gebäude attraktiv, sei eine höhere Bereitschaft vorhanden, mehr Geld in die Hand zu nehmen. Die Studie unterstreicht diesen Punkt. Überzeugt ein Gebäude durch architektonische Qualität, Smart-Building-Features, die die Mitbestimmung vereinfachen, hohe Nachhaltigkeit oder gute Anbindung, seien deutliche Wert- und damit auch Mietsteigerungen beobachtbar. So geben die befragten Wohnungsmieter:innen an, Mietaufschläge von durchschnittlich 4,3 % für die Umsetzung sozialer Kriterien zu akzeptieren. Auch hier findet sich der Gesundheitsaspekt akzentuiert wieder: Für die Kategorien Gesundheit für die Nutzenden und für die Bürger:innen sind die Befragten bereit, 5,4 % bzw. 5,2 % mehr Miete zu zahlen. Gesundheit für die Bürger:innen meint dabei die Auswirkungen einer Immobilie auf die direkte Umgebung, wie etwa die Luftqualität oder die Hitzebildung.
Im Rahmen des letzten PMRE-Monitors konnte festgestellt werden, dass Mieter:innen bereit sind, durchschnittlich 5,2 % Aufschlag für ökologisch besonders nachhaltige Immobilien zu zahlen. Im Vergleich zu den 4,3 % Aufschlag bei S-Kriterien zeigt sich, welche unterschätzte Rolle die S-Kriterien gegenüber dem Umweltschutz spielen. Hauber sieht sich in der Wealthcap-ESG-Strategie bestätigt: „Wir berücksichtigen die S-Kriterien mittlerweile als entscheidendes Mittel bei der Auswahl und regelmäßigen Prüfung von Objekten, die in Wealthcap-Fonds eingebracht oder gehalten werden“.
Soziale Immobilien beeinflussen Wertentwicklung
Denn die Studie stellt auch fest: Als emotionaler bzw. „weicher“ Faktor können selbst einzelne soziale Aspekte zu deutlich spürbaren Wertsteigerungen oder -verlusten führen. Über alle Kategorien hinweg besteht ein Wertsteigerungspotenzial von 9,6 % sowie ein möglicher Wertverlust von bis zu 19,2 %. Die größten Potenziale zur Wertsteigerungen liegen bei der Mobilität, der Nachhaltigkeit, der Gesundheit der Nutzenden, einem angebotsreichen Umfeld und einer hohen Sicherheit. Um langfristig soziale „stranded assets“ zu verhindern, ist deswegen die Berücksichtigung von S-Kriterien in der Immobilienwirtschaft von essenzieller Bedeutung.
Lesen Sie hier die ganze Studie kostenfrei, um noch mehr Zahlen und Fakten zum S in ESG in der Immobilienwelt zu erfahren: PMRE-Monitor-2023-1.pdf (ccpmre.de)