ESG Immo­bilien Private Equity Zielfonds­investments
Stu­di­en und Themen­reihe • 2022-07-20

Wealth­cap Future Lab

„Think Big – die gan­ze Stadt wird zum Büro“

Wel­chen Im­pact hat das Ac­tion-Field #WORK FROM ANYWHERE auf die Stadt und die Im­mo­bi­lie von mor­gen? Dazu hat das Future Lab mit Jo­nas Ha­ber­korn von Built­world ge­spro­chen.

Le­se­zeit: 5 Mi­nu­ten
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Future Lab – Work from any­whe­re

Ur­ba­ni­sie­rung und Kli­ma­wan­del stel­len die Im­mo­bi­li­en­bran­che vor gro­ße Auf­ga­ben. Um die Fragen von mor­gen schon heu­te zu dis­ku­tie­ren, hat Wealth­cap das „Future Lab“ ent­wi­ckelt: eine Ex­per­ten­platt­form, die sich mit ak­tu­el­len Trends aus­ein­an­der­setzt. Jo­nas Ha­ber­korn, Di­rec­tor bei Built­world, er­zählt im Ge­spräch mit Ra­pha­el Giel­gen, Trend­scout beim Mö­bel­her­stel­ler Vi­tra, wie sich das Prin­zip der „Work from anywhere“-Mentalität auf die Städ­te der Zu­kunft als in­no­va­ti­ve und le­bens­freund­li­che Hot­spots aus­wirkt.

ESG Immo­bilien Private Equity Zielfonds­investments
Future Lab • 7:28 min • Stand 15.07.2022

Wealth­cap Future Lab - Shark Ses­si­on mit Jo­nas Ha­ber­korn von Built­world

Jo­nas Ha­ber­korn, Di­rec­tor bei Built­world, er­zählt im Ge­spräch mit Ra­pha­el Giel­gen, Trend­scout beim Mö­bel­her­stel­ler Vi­tra, und Son­ja Strau­bin­ger von Wealth­cap, wie sich das Prin­zip der „Work from anywhere“-Mentalität auf die Städ­te der Zu­kunft als in­no­va­ti­ve und le­bens­freund­li­che Hot­spots aus­wirkt. Und wel­che Heraus­forde­rungen es für die Im­mo­bi­li­en­wirt­schaft in den Städ­ten der Zu­kunft gibt.

Immo­bilien brau­chen eine neue In­tel­li­genz

Per­ma­nent Beta ist in der heu­ti­gen Zeit ein wich­ti­ger An­satz. Da­mit ge­meint ist ein an­dau­ern­der Wan­del in im­mer kür­ze­ren In­no­va­ti­ons­zy­klen. Per­ma­nent Beta steht für Pro­duk­te und Pro­zes­se, die sich ste­tig wei­ter­ent­wi­ckeln und sich schnell ver­än­dern.

Das lässt sich auch auf Gebäude über­tra­gen. Der Schlüs­sel für eine er­folg­rei­che Zu­kunft von Büro­immobilien liegt in der stän­di­gen Wei­ter­ent­wick­lung von Ideen. „Wir dür­fen Immo­bilien nicht mit ei­ner star­ren Vi­si­on ent­wi­ckeln, son­dern müs­sen we­sent­lich of­fe­ner den­ken. Dazu be­darf es ei­nes neu­en Prag­ma­tis­mus und neu­er Ar­beits­wel­ten in klei­nen Teams“, so Ha­ber­korn. „Wir müs­sen eine neue In­tel­li­genz für mehr Si­tua­ti­ons­be­wusst­sein ent­wi­ckeln.“

Da­mit Ideen sich stän­dig wei­ter­ent­wi­ckeln kön­nen, braucht es In­put von ver­schie­de­nen Sei­ten und die Fä­hig­keit, neue Informationen zur kol­lek­ti­ven Wis­sens­bil­dung und Ent­schei­dungs­fin­dung zu nut­zen. Die be­tei­lig­ten Ak­teu­re müs­sen auf die Ge­stal­tung ihrer Ar­beits­um­ge­bung Ein­fluss neh­men und Immo­bilien als Krea­tiv­or­te und In­no­va­ti­ons­trei­ber nut­zen kön­nen. In ei­ner idea­len Per­ma­nent Beta-Um­ge­bung dient die Im­mo­bi­lie als ad­ap­ti­ve und CO₂-arme Hard­ware, die Soft­ware, sprich die je­wei­li­ge Nut­zung, durch­läuft ei­nen stän­di­gen Ent­wick­lungs­pro­zess. Ha­ber­korn nennt dazu neue Space-as-a-Ser­vice Mo­del­le wie Co­Wor­king, di­gi­ta­le Er­leb­niss­to­res oder Ghost Kit­chens als Bei­spie­le: „Mit Fle­xi­bi­li­tät ge­lingt Per­ma­nent Beta.“

Das Mot­to lau­tet „Re­mo­te First“

„Es hat sich eine ‚Work from anywhere‘-Mentalität eta­bliert“, meint Ha­ber­korn. „Be­son­ders jün­ge­re Ge­ne­ra­tio­nen su­chen Ar­beit­ge­ber mit Ho­me­of­fice- und Re­mo­te-Op­ti­on.“ Büro­immobilien müs­sen sich des­halb auf Ver­än­de­run­gen ein­stel­len. „Das Mot­to der 2020er-Jah­re lau­tet ‚Re­mo­te First.‘ Bü­ros wer­den also nicht ver­schwin­den, son­dern statt fes­ten Ar­beits­plät­zen eher Raum für in­tel­li­gen­te Kol­la­bo­ra­ti­on bieten“, führt Ha­ber­korn aus. „Die Bü­ro­flä­chen, die wir nut­zen, sind auf Krea­tiv­ar­beit und ge­mein­sa­me Work­shops aus­ge­legt. Dar­aus zie­hen sie ihren Mehr­wert.“

In der Ar­beits­welt von mor­gen wird die ge­sam­te Stadt zum Büro: Asyn­chro­nes Ar­bei­ten und ein Auf­bre­chen des Mee­ting-Wahn­sinns machen es mög­lich. Dass we­ni­ger Men­schen zum Ar­beits­ort pen­deln, hat auch po­si­ti­ve Ef­fek­te: we­ni­ger Emis­sio­nen, we­ni­ger Lärm­be­las­tung, mehr Zeit­er­spar­nis und auch die psy­chi­sche Be­las­tung durch lan­ge Pen­del­zei­ten nimmt ab. „Für Büro­immobilien braucht es des­halb fle­xi­ble­re Miet­ver­trä­ge, krea­ti­ve Räum­lich­kei­ten und mehr in­spi­rie­ren­de Flächen – wie Kaf­fee­bars, Loun­ge­ecken oder auch Ent­span­nungs- und Sport­flä­chen“, er­klärt Ha­ber­korn. Büro­immobilien, die ihr Flä­chen­an­ge­bot um wei­te­re Nut­zungs­ar­ten wie Ein­zel­han­del, Ho­tel, He­alth­ca­re, Woh­nen oder Kunst und Kul­tur an­rei­chern und sich der Öf­fent­lich­keit öff­nen kön­nen, zäh­len zu den Ge­win­nern. Wir müs­sen an­ge­sichts der Welt­la­ge auch über lo­ka­le, klein­tei­li­ge Pro­duk­ti­on in der Stadt spre­chen. Of­fe­nes, mehr­di­men­sio­na­les Mi­xed-Use lau­tet die De­vi­se.

In der Na­tur gibt es kei­nen Ab­fall

„Müll ent­steht durch Men­schen“, stellt Ha­ber­korn fest. Für ihn ist da­mit klar: Wol­len wir nach­hal­tig le­ben, müs­sen wir in der Im­mo­bi­li­en­bran­che Müll ver­mei­den. „Es braucht eine an­de­re Art von Wachs­tum. Un­ser jet­zi­ges Kon­sum­ver­hal­ten pro­du­ziert ton­nen­wei­se Ab­fall“, so Ha­ber­korn. Für die Im­mo­bi­li­en­bran­che heißt das we­ni­ger Flä­chen­ver­sie­ge­lung, we­ni­ger Ab­riss und das kri­ti­sche Hin­ter­fra­gen von Neu­bau­pro­jek­ten. „Bis­her ha­ben wir zu we­nig über die Zir­ku­la­ri­tät auf Ge­bäu­de­ebe­ne ge­spro­chen. Das be­trifft Her­stel­lung, Er­rich­tung, Be­trieb und Wie­der­nut­zung im Sin­ne der Ge­bäu­de­öko­bi­lanz. Die Im­mo­bi­lie der Zu­kunft muss wei­test­ge­hend rück­bau­fä­hig sein“, sagt Ha­ber­korn. Der Lui­sen­block im Ber­li­ner Re­gie­rungs­vier­tel, ge­baut im Mo­dul­bau von Kauf­mann Bau­sys­te­me, zei­ge prag­ma­tisch, was mit ei­ner nach­hal­ti­gen und mo­du­la­ren Bau­wei­se in kur­zer Zeit mög­lich ist. Ein wich­ti­ger Fak­tor sind Ab­bruch­un­ter­neh­men: Eine ech­te Cir­cu­lar Economy be­zieht alle Ak­teu­re mit ein. Hier muss ein stär­ke­rer Dia­log über neue Tech­no­lo­gien, Ge­schäfts­mo­del­le und Ko­ope­ra­tio­nen statt­fin­den.

Wir brau­chen eine Zu­kunft, an die wir glau­ben kön­nen

Unsere Städ­te sind für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ge­baut, da­bei wird die­se Grup­pe bei der Pla­nung zu sel­ten be­rück­sich­tigt. „Wir wis­sen schlicht zu we­nig dar­über, wie Pla­ce­ma­king funk­tio­niert, des­halb müs­sen wir mit den Men­schen vor Ort in den Dia­log tre­ten“, so Ha­ber­korn. „Next City So­cie­ties“ ent­ste­hen nur in der ganz­heit­li­chen Be­trach­tung exis­tie­ren­der Sys­te­me. Die Zei­ten, in de­nen Ar­chi­tek­ten auf eine gro­ße Vi­si­on hin­ar­bei­ten, sind vorbei: Städ­te, die auf dem Reiß­brett ge­plant wer­den, funk­tio­nie­ren in der Praxis nicht. Sie müs­sen sich stär­ker an den Be­dürf­nis­sen der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ori­en­tie­ren. „Wir den­ken noch zu sehr in ver­al­te­ten Mus­tern, die­se müs­sen wir auf­bre­chen. Das fängt be­reits bei der Aus­bil­dung an. Spe­zia­li­sie­run­gen nüt­zen we­nig, wenn wir den Blick für das gro­ße Gan­ze und die nächs­ten Ge­ne­ra­tio­nen ver­lie­ren“, er­klärt Ha­ber­korn. Da­mit Pla­ce­ma­king und „Next City So­cie­ties“ eine Chan­ce ha­ben, muss die Im­mo­bi­li­en­bran­che die Le­bens­rea­li­tät in den Städ­ten stär­ker be­rück­sich­ti­gen und ak­tiv am ge­mein­schaft­li­chen Wohl­be­fin­den in Zei­ten zu­neh­men­der Ur­ba­ni­sie­rung und Kli­ma­an­pas­sung ar­bei­ten.

    De­fi­ni­ti­on Ac­tion-Field: Work from Any­whe­re

    Die Fir­men­zen­tra­le hat das Mo­no­pol auf die Wis­sens­ar­beit ver­lo­ren. Zu­künf­tig kon­kur­rie­ren vie­le gute phy­si­sche Orte um die Gunst der Wissensarbeiter:innen. Die gan­ze Stadt wird zum Büro. Das gro­ße ge­sell­schaft­li­che Ex­pe­ri­ment der „Heim­ar­beit“ ist ge­lun­gen, wo­bei dies nicht die ei­ge­ne Woh­nung sein muss, son­dern auch das Lieb­lings­ca­fé sein kann. Die Men­schen wol­len das Bes­te aus bei­den Wel­ten in ei­ner hy­bri­den und fle­xi­blen Ar­beits­welt mit­ein­an­der kom­bi­nie­ren.


    Vor der Pan­de­mie ver­schwen­de­ten die Men­schen in Deutsch­land im Schnitt je­des Jahr ins­ge­samt sie­ben Tage mit der Pen­de­lei zwi­schen Wohn- und Ar­beits­ort. Um dann den Groß­teil des Ta­ges vor dem Bild­schirm zu sit­zen. Die ge­sell­schaft­li­che Ak­zep­tanz für ei­nen Auf­bruch in eine neue Ar­beits­welt ist mehr als ge­ge­ben, Arbeitnehmer:innen wün­schen und er­war­ten grö­ße­re Fle­xi­bi­li­tät. Ne­ben in­ter­nen Akteur:innen (wie Vor­stands­ebe­ne, HR, IT, Be­triebs­rat) gestalten auch ex­ter­ne Akteur:innen (wie Po­li­tik, Ge­werk­schaf­ten, Thinktanks) Wis­sens­ar­beit neu. Der Druck steigt zu­sätz­lich durch den enor­men Fach­kräf­te­man­gel in al­len Sek­to­ren.


    Die Stadt ist das Eco-Sys­tem der Ar­beit. Bü­ros, Co-Working-Spaces, Ho­tels, Ca­fés und der öf­fent­li­che Raum sind das viel­fäl­ti­ge Raum­an­ge­bot für „Work from Any­whe­re“. Die As­set­klas­se Büro ist in Be­zug auf die künf­ti­gen Heraus­forde­rungen neu zu den­ken. Es gibt viel­fäl­ti­ge Po­ten­zia­le der Auf­wer­tung und der Nut­zungs­ak­zep­tanz, weit über die alte Form des Bü­ros hin­aus – bis zu „Of­fice as a Ser­vice“.

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