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Ar­ti­kel • 2019-10-04

Er­folgs­fak­to­ren Well-be­ing & Fle­xi­bi­li­tät

#Future Of­fice:
Er­folgs­fak­to­ren Well-be­ing & Fle­xi­bi­li­tät

Mit­arbeiter, die sich wohl­füh­len, machen auch In­ves­to­ren glück­lich. Aber was macht gute Bü­ro­kon­zep­te aus? Das In­ter­view mit JLL-Ex­per­te Ste­phan Leim­bach im Rah­men der Wealth­cap The­men­pa­pier­rei­he le­sen Sie hier.

Le­se­zeit: 7 Mi­nu­ten
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Die­ser Fra­ge ist Wealth­cap im Rah­men ei­ner Ana­ly­se zur Wealth­cap The­men­pa­pier­rei­he „Future Of­fice I: Wer sind die Bü­ro­nut­zer der Zu­kunft und was er­war­ten sie?“ auf den Grund ge­gan­gen und hat mit Ste­phan Leim­bach von JLL Deutsch­land ge­spro­chen. Er be­schäf­tigt sich in­ten­siv mit dem Büro der Zu­kunft. Im In­ter­view er­klärt Leim­bach, wie die Bü­ro­welt von mor­gen aus­se­hen wird.

Herr Leim­bach, Sie sind Ex­per­te für Ar­beits­um­ge­bung. Wenn Sie in ein Büro tre­ten: Er­ken­nen Sie auf den ers­ten Blick, in wel­cher Bran­che das Un­ter­neh­men tä­tig ist?

Ste­phan Leim­bach: Nein, das schaf­fe ich nicht. Ich wür­de mir aber durch­aus zu­trau­en, ty­pi­sche Bü­ros zu er­ken­nen, etwa eine gro­ße Recht­an­walts­kanz­lei oder ein Start-up. Start-ups grün­den in der Re­gel Leu­te, die eine Idee, aber erst­mal kein Geld ha­ben. Da ar­bei­tet man, wie es ge­ra­de funk­tio­niert. Eine gro­ße An­walts­kanz­lei ist zu­meist noch sehr tra­di­tio­nell ge­prägt, wo man dann häu­fig ein be­ein­dru­cken­des Foy­er und Ei­chen­mö­bel vor­fin­det. Aber auch das wan­delt sich. Alle Un­ter­neh­men ha­ben mitt­ler­wei­le ver­stan­den, dass Kom­mu­ni­ka­ti­on wich­ti­ger wird.

Warum ist Kom­mu­ni­ka­ti­on im Büro so be­deut­sam?

Ste­phan Leim­bach: Kom­mu­ni­ka­ti­on ist ei­ner der zen­tra­len Trei­ber für die In­no­va­tio­nen, die je­der Ar­beit­ge­ber her­vor­brin­gen will. Man kann Neu­hei­ten aber nicht ver­ord­nen. Men­schen müs­sen sich tref­fen und mit­ein­an­der re­den, denn durch den oft spon­ta­nen oder zu­fäl­li­gen Aus­tausch von auch fach­frem­den Kol­le­gen ent­ste­hen neue Ideen. Die Auf­ga­be der Un­ter­neh­men ist es da­her, eine Ar­beits­um­ge­bung zu schaf­fen, in der das mög­lich ist. Na­tür­lich hat man heut­zu­ta­ge be­reits auf ver­schie­de­nen Bü­ro­eta­gen eine Kü­che, wo man sich schnell ei­nen Kaf­fee ho­len kann. Aber eine schö­ne Kaf­fee­ma­schi­ne, wo der Kaf­fee auch schmeckt, eine Lounge mit ho­her Auf­ent­halts­qua­li­tät, ei­nen ech­ten Treff­punkt, wie die Kü­che in der Woh­nung, das ha­ben die we­nigs­ten.

Kom­men wir zur Zu­kunft des Bü­ros: Un­ter­neh­men müs­sen sich für die kom­men­den Jah­re auf die Ge­ne­ra­tio­nen Y und Z ein­stel­len, die künf­tig ei­nen Groß­teil der ar­bei­ten­den Be­völ­ke­rung stel­len wer­den. Was macht die jün­ge­ren Mit­arbeiter aus?

Ste­phan Leim­bach: Mit­glie­der der Ge­ne­ra­ti­on Y, die so­ge­nann­ten Mil­le­ni­als, und Ge­ne­ra­ti­on Z sind for­dern­der. Sie ha­ben im Be­rufs­le­ben noch kei­ne Kri­se er­lebt, die sie hät­te prä­gen kön­nen. Die Ge­ne­ra­ti­on Z ist deut­lich si­cher­heits­ori­en­tier­ter. Un­ter­neh­men müs­sen sich dar­auf ein­stel­len, dass das Well-be­ing für die­se jün­ge­re Ge­ne­ra­tio­nen eine grö­ße­re Rol­le spielt.

Klingt nach Kon­flikt­po­ten­zi­al.

Ste­phan Leim­bach: Ja, eine An­ek­do­te aus ei­ner Kanz­lei ver­deut­licht das ganz gut. Gro­ße Kanz­lei­en sind ja recht tra­di­ti­ons­be­wusst. Das aus­schließ­lich für Part­ner vor­ge­se­he­ne gro­ße und re­prä­sen­ta­ti­ve Ein­zel­bü­ro war lan­ge ein Sta­tus­sym­bol. Bei der Pla­nung für ein neu­es Büro­gebäude wur­de dann in die­sem Fall über gleich gro­ße Bü­ros für alle An­wäl­te dis­ku­tiert. In­ter­es­san­ter­wei­se ka­men die größ­ten Be­den­ken in­ner­halb des Pro­jekt­teams von den Se­ni­or As­so­cia­tes. Aber klar: Die ha­ben ge­ra­de fünf Jah­re auf das Drei­achs­bü­ro hin­ge­ar­bei­tet und plötz­lich heißt es: Gibt es nicht mehr; ist nicht mehr wich­tig. Wenn Sta­tus­sym­bo­le ihre Be­deu­tung ver­lie­ren, pas­siert ein Kul­tur­wan­del. 

Fast über­all wird der aku­te Fach­kräf­te­man­gel mo­niert. Wel­che Rol­le spie­len die Bü­ro­räu­me beim Re­crui­ting der bes­ten Mit­arbeiter?

Ste­phan Leim­bach: So wie die Bü­ros vor etwa 20 Jah­ren aus­sa­hen, als ich an­ge­fan­gen habe, da­mit wür­de man heut­zu­ta­ge kei­nen Mit­arbeiter mehr be­kom­men. Do­mi­nie­rend wa­ren da­mals dunk­le Gän­ge, ge­schlos­se­ne Tü­ren – und eben kei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on. Da­mals war al­les so ein­ge­rich­tet, dass man den gan­zen Tag nicht auf­ste­hen muss­te. Da hat­te man den Com­pu­ter, das Fax­ge­rät, den Be­spre­chungs­tisch, das Te­le­fon – al­les im Büro an sei­nem ei­ge­nen Ar­beits­platz.

Und wie sieht der moderne An­satz aus?

Ste­phan Leim­bach: Das The­ma Fle­xi­bi­li­tät ist zen­tral. Ho­me­of­fice ist da­bei üb­ri­gens für vie­le eher zweit­ran­gig. An­ge­stell­te wün­schen sich vor al­lem die Mög­lich­keit, bei Be­darf von Zu­hau­se ar­bei­ten zu kön­nen – bei­spiels­wei­se wenn das Kind krank ist. Aber der Mensch ist grund­sätz­lich ein so­zia­les We­sen, das sich aus­tau­schen will. Wenn Ho­me­of­fice zur Dau­er­lö­sung wird, füh­len sich die meis­ten Mit­arbeiter nicht mehr wohl. Im Büro selbst ist vor al­lem Ac­ti­vi­ty-ba­sed be­deu­ten­der ge­wor­den. Das be­deu­tet: Wenn ich te­le­fo­nie­re, mich mit Kol­le­gen tref­fe oder in Ruhe ar­bei­ten will, dann habe ich be­stimm­te Be­rei­che, die die­se Ar­beits­sti­le un­ter­stüt­zen. Da gehe ich dann eben hin, um die­ser spe­zi­el­len Tä­tig­keit nach­zu­ge­hen.

Die Mög­lich­kei­ten für Kom­mu­ni­ka­ti­on sind für Bü­ro­räu­me künf­tig wich­ti­ger, da die­se In­no­va­tio­nen för­dern.

  • Ge­ne­ra­tio­nen Y und Z sind di­gi­ta­ler und for­dern­der als Vor­gän­ger­ge­ne­ra­tio­nen. Auf die Bedürf­nisse der jün­ge­ren Mit­arbeiter müs­sen sich Un­ter­neh­men ein­stel­len, da­mit die­se pro­duk­tiv ar­bei­ten kön­nen. Smart-Of­fice-Tech­no­lo­gien wer­den für sie so selbst­ver­ständ­lich sein wie das Smart­phone. Mit­arbeiter wol­len fle­xi­bel ar­bei­ten. Sie wol­len indivi­duell pas­sen­de Ar­beits­be­din­gun­gen vor­fin­den.
  • Un­ter­neh­men müs­sen auf die in­di­vi­du­el­len Ei­gen­schaf­ten ihrer An­ge­stell­ten ein­ge­hen. Das The­ma Well-be­ing ist ne­ben der Fle­xi­bi­li­tät ei­ner der wich­tigs­ten Punk­te für jün­ge­re Mit­arbeiter.
  • Un­ter­neh­men müs­sen auf die in­di­vi­du­el­len Ei­gen­schaf­ten ihrer An­ge­stell­ten ein­ge­hen. Das The­ma Well-be­ing ist ne­ben der Fle­xi­bi­li­tät ei­ner der wich­tigs­ten Punk­te für jün­ge­re Mit­arbeiter.
  • Für In­ves­to­ren be­deu­tet das: Sie soll­ten nur in sol­che Gebäude investieren, die den Be­dürf­nis­sen der Mit­arbeiter der Zu­kunft ent­spre­chen. Denn nur die­se Gebäude wer­den at­trak­ti­ve Mie­ter an­zie­hen und ver­spre­chen da­durch at­trak­ti­ve Miet­ren­di­ten.
Das klingt, als sei das in­di­vi­du­el­le Wohl­be­fin­den der Mit­arbeiter mitt­ler­wei­le zen­tral.

Ste­phan Leim­bach: Das ist rich­tig. Die The­men Well-be­ing und Fle­xi­bi­li­tät sind ge­ne­rell Ge­sell­schafts­trends, die mei­ner Ein­schät­zung nach auch nicht mehr ab­eb­ben wer­den. Das heißt aber nicht, dass je­der Mit­arbeiter eine Schlaf­couch braucht. Es geht viel­mehr um Prin­zi­pi­en, die Un­ter­neh­men nut­zen kön­nen, um das Wohl­be­fin­den ihrer Mit­arbeiter zu stei­gern. Smart Of­fices wer­den im Zuge der Tech­ni­sie­rung au­to­ma­tisch Ein­zug er­hal­ten. Die we­nigs­ten Mit­arbeiter ha­ben heut­zu­ta­ge noch ei­nen Schlüs­sel, son­dern eine Kar­te. Da­durch kön­nen sie nur die Räu­me be­tre­ten, die sie tat­säch­lich be­tre­ten dür­fen. Die Mög­lich­kei­ten ei­nes Smart Of­fice ge­hen aber na­tür­lich noch viel wei­ter. Mit­arbeiter er­war­ten vom Future Of­fice, dass sie über ver­schie­dene Räu­me ver­netzt und über ver­schie­dene Ka­nä­le ar­bei­ten kön­nen.

Wo­her kommt die plötz­li­che Fo­kus­sie­rung auf den Mit­arbeiter?

Ste­phan Leim­bach: Das hat ganz klar mit An­ge­bot und Nach­fra­ge zu tun. In den nächs­ten Jah­ren kom­men kei­ne ge­bur­ten­star­ken Jahr­gän­ge mehr ins Be­rufs­le­ben. Das ver­schärft den Fach­kräf­te­man­gel und den da­mit ein­her­ge­hen­den „Ta­lent War“.

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