Immo­bilien
Ar­ti­kel • 2019-10-04

Nut­zer­ty­pen prä­gen Konzepte

Nut­zer­ty­pen prä­gen Future Of­fice Konzepte

Zu­frie­de­ne Bü­ro­nut­zer = er­folg­rei­che Investments. Doch was macht zu­frie­de­ne Bü­ro­nut­zer aus? Im Rah­men der Wealth­cap The­men­pa­pier­rei­he „Future Of­fice“ er­läu­tert Mit­ja Ju­re­cic vom Fraun­ho­fer IAO neue Er­kennt­nis­se aus der Nut­zer­ty­po­lo­gie.

Le­se­zeit: 7 Mi­nu­ten
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Ein lang­fris­tig er­folg­rei­ches Immo­bilien-In­vest­ment setzt vor­aus, dass sich die Bü­ro­nut­zer auch in Zu­kunft auf der Fläche wohl­füh­len und pro­duk­tiv ar­bei­ten kön­nen. Doch ver­schie­dene Nut­zer­ty­pen stel­len un­ter­schied­li­che An­for­de­run­gen. Er­fah­ren Sie in Teil 1 der Wealth­cap The­men­pa­pier­rei­he „Future Of­fice I: Wer sind die Bü­ro­nut­zer der Zu­kunft und was er­war­ten sie?“ und im In­ter­view mit Mit­ja Ju­re­cic vom Fraun­ho­fer-In­sti­tut für Ar­beits­wirt­schaft und Or­ga­ni­sa­ti­on (IAO) wel­che Nut­zer­ty­pen es gibt und was In­ves­to­ren dar­aus ler­nen kön­nen.

Herr Ju­re­cic, Sie be­schäf­ti­gen sich beim Fraun­ho­fer IAO mit dem Büro von mor­gen. Wie sieht denn Ihr ei­ge­nes Büro aus?

Mit­ja Ju­re­cic: Ich habe gar kein ei­ge­nes Büro. Es ist eher ein Ar­beits­um­feld. Dazu ge­hört mein Zu­hau­se ge­nau­so wie das Café um die Ecke, ein paar Co­wor­king Spaces oder die Ar­beits­um­ge­bung im Gebäude des Fraun­ho­fer IAO in Stutt­gart. Dort sit­ze ich am liebs­ten in un­mit­tel­ba­rer Um­ge­bung mei­nes Teams. Ei­nen fes­ten, mir per­sön­lich zu­ge­wie­se­nen Schreib­tisch habe ich nicht. Ich bin sehr häu­fig un­ter­wegs, da wäre es un­wirt­schaft­lich, auf Dau­er ei­nen fes­ten Ar­beits­platz nur für mich frei­zu­hal­ten. Au­ßer­dem be­kom­me ich auch viel mehr von mei­nen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen mit, wenn ich ver­schie­dene Ar­beits­plät­ze nut­ze und von Zeit zu Zeit ro­tie­re. Der Wis­sens­aus­tausch wird da­durch ganz klar ge­för­dert. Das be­le­gen üb­ri­gens auch die Er­geb­nis­se aus unserer Stu­die „Of­fice Ana­ly­tics“. 

Von der ge­stal­te­ri­schen Perspektive ist es so, dass die Ar­beits­um­ge­bung im Gebäude un­se­res In­sti­tuts aus un­ter­schied­li­chen Flä­chen­zo­nen be­steht, die wie in ei­nem Uhr­werk in­ein­an­der­grei­fen. Es gibt so­wohl ein An­ge­bot an un­ter­schied­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­seln für den in­for­mel­len Aus­tausch als auch di­ver­se Räu­me für for­mel­le Be­spre­chun­gen. Des Wei­te­ren exis­tie­ren ver­schie­dene Flächen für In­ter­ak­ti­on und Kol­la­bo­ra­ti­on. Es gibt aber auch Rück­zugs­mög­lich­kei­ten für kon­zen­trier­te und ver­trau­li­che Tä­tig­kei­ten. Ar­beits­zo­nen für krea­ti­ve Ses­si­ons in der Grup­pe oder für das In­di­vi­du­um run­den das An­ge­bot ab. Da­bei va­ri­ie­ren At­mo­sphä­re und Aus­stat­tung. 

Die Ar­beits­wel­ten wan­deln sich. Was sind die wich­tigs­ten Trends, die die­sen Wan­del be­ein­flus­sen?

Mit­ja Ju­re­cic: Aus der Perspektive Mensch und Ge­sell­schaft zäh­len un­ter an­de­rem die In­di­vi­dua­li­sie­rung, die Work-Life-In­te­gra­ti­on, der Fach­kräf­te­man­gel und ein ge­sun­des Le­ben dazu. Hin­sicht­lich Tech­no­lo­gien und In­no­va­tio­nen ge­hö­ren die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on, künst­li­che In­tel­li­genz und Kli­ma­neu­tra­li­tät zu den we­sent­li­chen Trei­bern. Sha­ring Economy, di­gi­ta­le Ge­schäfts­pro­zes­se oder Smart Ci­ties sind wei­te­re Trends. Die Lis­te könn­te man fort­füh­ren. Um es kurz zu sa­gen: Al­les wird dy­na­mi­scher, vo­la­ti­ler und ver­än­dert sich in ho­hem Tem­po.

Ist denn die viel­be­schwo­re­ne Fle­xi­bi­li­tät ein The­ma, das tat­säch­lich den Wün­schen der Ar­beit­neh­mer ent­spricht? Oder han­delt es sich da­bei eher um Vor­stel­lun­gen von Ar­beit­ge­ber­sei­te?

Mit­ja Ju­re­cic: Die zeit­li­che und räum­li­che Fle­xi­bi­li­sie­rung sehe ich eher von der Mit­ar­bei­ter­sei­te ge­trie­ben. Dass sich Ar­beit­ge­ber da­mit be­fas­sen oder be­fas­sen soll­ten und sich dar­aus po­si­ti­ve Ef­fek­te für das Un­ter­neh­men erzielen las­sen, steht eben­falls au­ßer Fra­ge. Auch hier zei­gen die Er­geb­nis­se aus unserer Stu­die „Of­fice Ana­ly­tics“, dass selbst­be­stimm­tes Ar­bei­ten ei­nen po­si­ti­ven Ein­fluss auf meh­re­re Er­folgs­fak­to­ren hat. So erzielen Per­so­nen, die bei ihrer Ar­beit zu ei­nem ge­wis­sen Grad selbst ent­schei­den kön­nen, wann, wo und wie sie ar­bei­ten, hö­he­re Wer­te bei Wohl­be­fin­den, Mo­ti­va­ti­on und Leis­tung. Zu­dem ha­ben Per­so­nen mit ei­ner ho­hen Fle­xi­bi­li­tät häu­fi­ger Spaß an ihrer Ar­beit, kön­nen auf­tre­ten­de Be­las­tun­gen bes­ser be­wäl­ti­gen und zei­gen eine grö­ße­re Be­reit­schaft, sich stär­ker für das Un­ter­neh­men zu en­ga­gie­ren, als Per­so­nen mit ei­ner ge­rin­ge­ren Fle­xi­bi­li­tät. Es pro­fi­tie­ren also so­wohl Ar­beit­neh­mer als auch Ar­beit­ge­ber von der Fle­xi­bi­li­tät.

Future Of­fice ist auch eine Ge­ne­ra­tio­nen­fra­ge. Wo se­hen Sie die größ­ten Un­ter­schie­de und wo zie­hen Sie bei die­ser Fra­ge die Al­ters­gren­ze?

Mit­ja Ju­re­cic: Es tre­ten suk­zes­siv Be­schäf­tig­te in das Er­werbs­le­ben, die mit viel IT-Kom­pe­tenz aus­ge­stat­tet sind und zum Teil an­de­re Bedürf­nisse und Vor­stel­lun­gen vom Le­ben und Ar­bei­ten ha­ben als bis­he­ri­ge Ge­ne­ra­tio­nen. Ich rei­ße nur ein­mal ei­ni­ge we­ni­ge Aspek­te an: Sie ha­ben eine schwä­che­re Bin­dung an das Un­ter­neh­men, wol­len fle­xi­bler ar­bei­ten und eher er­geb­nis­ori­en­tiert ge­führt wer­den. Sie ha­ben eine aus­ge­präg­te so­zia­le Verantwortung und neh­men Ar­beit ins­ge­samt et­was we­ni­ger ernst. Sinn­haft soll die Ar­beit sein und Spaß soll es machen. Die­sen An­sprü­chen müs­sen Un­ter­neh­men künf­tig zu­neh­mend ge­recht wer­den, ohne je­doch die Bedürf­nisse der äl­te­ren Mit­arbeiter zu ver­nach­läs­si­gen. Pla­ner und Un­ter­neh­men müs­sen stär­ker als bis­her die un­ter­schied­li­chen Ar­beits­wei­sen und Tä­tig­kei­ten der Be­schäf­tig­ten be­rück­sich­ti­gen und mit den Ar­beits­um­ge­bun­gen in Ein­klang brin­gen.

Sie ha­ben in Ihrer Stu­die sie­ben un­ter­schied­li­che Mit­ar­bei­ter­ty­pen iden­ti­fi­ziert und de­ren Prä­fe­ren­zen ana­ly­siert. Muss denn je­der Ar­beit­ge­ber für je­den die­ser sie­ben Mit­ar­bei­ter­ty­pen das pas­sen­de An­ge­bot pa­rat ha­ben?

Mit­ja Ju­re­cic: Ja, wenn man es rich­tig machen möchte. Nur durch op­ti­ma­le Be­din­gun­gen kön­nen eine hohe Mit­ar­bei­ter­zu­frie­den­heit und Leis­tungs­fä­hig­keit er­zielt wer­den. Es gibt nun ein­mal kein ein­heit­li­ches Er­folgs­re­zept. Da­her ist für die Pla­nung und Ge­stal­tung von Büro- und Ar­beits­um­ge­bun­gen ein ganz­heit­li­cher An­satz er­for­der­lich. Es ist zwin­gend not­wen­dig, ein ad­äqua­tes Ar­beits­um­feld zu schaf­fen, das so­wohl räum­lich und tech­no­lo­gisch als auch or­ga­ni­sa­to­risch den Nut­zer­an­for­de­run­gen ge­recht wird. Es ist klar, dass bei der Pla­nung nicht je­der ein­zel­ne Be­schäf­tig­te und sei­ne per­sön­li­chen Vor­lie­ben gänz­lich be­rück­sich­tigt wer­den kön­nen. Eine sys­te­ma­ti­sche Klas­si­fi­ka­ti­on von Wis­sens­ar­bei­tern in Ar­beits­ty­pen er­mög­licht je­doch maß­ge­schnei­der­te Konzepte, die die je­wei­li­gen ty­pen­spe­zi­fi­schen An­for­de­run­gen best­mög­lich un­ter­stüt­zen. Sie bil­det eine Grund­la­ge für eine nut­zer­ori­en­tier­te Pla­nung und gibt wich­ti­ge Hin­wei­se auf ge­mein­sa­me, aber auch di­ver­gie­ren­de Bedürf­nisse.

Sie­ben Ty­pen in deut­schen Bü­ros


Quel­le: Ei­ge­ne Dar­stell­lung auf Ba­sis Of­fice Ana­ly­tics, Er­folgs­fak­to­ren für die Ge­stal­tung ei­ner ty­pen­ba­sier­ten Ar­beits­welt, Frau­en­ho­fer IAO 2018.

Zu wel­chem Mit­ar­bei­ter­ty­pus wür­den Sie sich selbst zäh­len? Passt Ihr Büro dazu?

Mit­ja Ju­re­cic: Ich ge­hö­re zum Ty­pus, der hoch­mo­bil und hoch­kom­mu­ni­ka­tiv ist: häu­fi­ger Aus­tausch mit Kol­le­gen oder ex­ter­nen Per­so­nen, zahl­rei­che spon­ta­ne und ge­plan­te Be­spre­chun­gen an un­ter­schied­li­chen Or­ten im Gebäude und au­ßer­halb des Un­ter­neh­mens­stand­or­tes. Vor al­lem der hohe Grad an mul­ti­lo­ka­lem Ar­bei­ten und in­ten­si­ver Kol­la­bo­ra­ti­on zeich­nen die­sen Ty­pus aus. 

Mei­ne Ar­beits­um­ge­bung am In­sti­tut passt im We­sent­li­chen zu mir. Auf­grund unserer For­schungs­ar­bei­ten sind wir aber zu­ge­ge­ben in ei­nem stän­di­gen Wan­del und Ex­pe­ri­men­tier­mo­dus. In der ak­tu­el­len For­schungs­pha­se im Rah­men un­se­res Ver­bund­for­schungs­pro­jek­tes „Of­fice 21“ sind wir un­ter an­de­rem auf der Su­che nach neu­en Er­kennt­nis­sen und Op­ti­mie­rungs­po­ten­zia­len rund um das The­ma Team­ar­beit. Wie kann Team­ar­beit räum­lich un­ter­stützt wer­den? Und wel­chen Ein­fluss hat die Ar­beits­um­ge­bung auf Team­ar­beit? Unsere Ar­beits­welt ist zu­neh­mend von Kom­mu­ni­ka­ti­on, Agi­li­tät und Team­ar­beit ge­prägt. Doch dazu gibt es kaum em­pi­ri­sche Be­fun­de. Ne­ben ei­ner räum­li­chen Um­ge­stal­tung unserer Ar­beits- und La­bor­flä­chen zu Test­zwe­cken ha­ben wir eine On­line-Be­fra­gung ge­star­tet. Am Ende der Be­fra­gung er­hält je­der Teil­neh­mer ein di­rek­tes Feed­back, wie hoch die Qua­li­tät der aus­ge­wähl­ten Team­zu­sam­men­ar­beit ist und wie gut sich die be­schrie­be­ne Ar­beits­um­ge­bung für Team­ar­beit eig­net. 

Wealth­cap - Fa­zit und In­ves­to­ren­chan­ce

Das Büro der Zu­kunft muss die wach­sen­den Er­war­tun­gen und An­for­de­run­gen ei­ner an­spruchs­vol­len jun­gen Ge­ne­ra­ti­on an Mit­ar­bei­tern er­fül­len, um auch in Zu­kunft wett­be­werbs­fä­hig zu blei­ben, denn die Ar­beit­ge­ber ach­ten im „Ta­lent War“ zu­neh­mend auf ein at­trak­ti­ves Ar­beits­um­feld.
- Die An­sprü­che sind sehr he­te­ro­gen: Men­schen sind In­di­vi­du­en. Des­halb ist es prak­tisch un­mög­lich, es al­len bis ins De­tail recht zu machen ohne Kom­pro­mis­se.
- Ka­te­go­ri­sie­ren kann hilf­reich sein: Das Fraun­ho­fer IAO hat sie­ben Mit­ar­bei­ter­ty­pen iden­ti­fi­ziert. Die Ab­gren­zun­gen sind na­tür­lich flie­ßend. Je nach Un­ter­neh­men und Bran­che sind die­se sie­ben Ty­pen un­ter­schied­lich stark ver­tre­ten. Dar­an kön­nen sich Ar­beit­ge­ber bei der Ge­stal­tung des Ar­beits­um­fel­des für ihre Mit­arbeiter ori­en­tie­ren. Bü­ro­im­mo­bi­li­en­in­vest­ments müs­sen dazu pas­sen.
- In­ves­to­ren soll­ten be­ach­ten: Büro­immobilien müs­sen den An­sprü­chen der un­ter­schied­li­chen Mit­ar­bei­ter­ty­pen sowie der jun­gen Mit­ar­bei­ter­ge­nera­ti­on ent­spre­chen. Nur dann ist ein Büro zu­kunfts­fä­hig und ver­spricht dau­er­haft aus­kömm­li­che Ren­di­ten.

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