Einzelhandel behauptet sich
Warum sich der Einzelhandel behaupten wird
Wie stark bedroht der E-Commerce den stationären Handel? Lesen Sie, dank welcher Trends Handelsimmobilien attraktive Investments bleiben. Und bestellen Sie schon jetzt die neue Wealthcap Handelsstudie!
Einzelhandel gleich langfristige Mietverträge und bonitätsstarke Mieter? Das war einmal. Die Branche ist im Wandel. Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung, und Sebstian Zehrer, Leiter Research bei Wealthcap, erläutert die Treiber des Wandels. Zusammen mit den Spezialisten von BBE veröffentlicht Wealthcap die Studie „Future Retail – DNA des Erfolges. Erfolgsgeheimnis zukunftsstarker Handelsstandorte“ und ein neues Scoring. Analysiert wurden die für ein erfolgreiches Investment in Handelsimmobilien entscheidenden Faktoren – analog zum Wealthcap Scoring für Wohnlagen.
Seit 2011 steigt der Umsatz des deutschen Einzelhandels kontinuierlich an. Gleichzeitig stagniert seither die kumulierte Verkaufsfläche. Steigt womöglich die Flächenleistung, also der Umsatz pro Fläche im stationären Handel? „Keineswegs“, sagt Joachim Stumpf. Vielmehr steige der Anteil des Online-Handels am Gesamtumsatz von Jahr zu Jahr. Für 2018 schätzt der Handelsverband Deutschland (HDE), dass jeder zehnte Euro im Internet verdient wurde.
Keine Frage: Der Einzelhandel durchläuft massive Strukturveränderungen. Wer in Immobilien investiert, sollte sich von diesen Umwälzungen jedoch nicht abschrecken lassen. Pauschal ist das Digitalgeschäft keine existenzielle Bedrohung für den stationären Einzelhandel. Dazu ist letzterer zu vielfältig, auch mit seinen diversen Hybridformen. Werfen wir einen differenzierteren Blick auf aktuelle Tendenzen und, daraus abgeleitet, die Chancen und Herausforderungen für Händler und Vermieter.
Stationärer Kauf wird häufiger online vorbereitet als umgekehrt
Mit Voranschreiten des E-Commerce ist in der Branche oft die Sorge vor „Beratungsraub“ zu vernehmen. Damit ist gemeint, dass Kunden sich in einer Filiale beraten lassen, möglicherweise sogar Textilien und Schuhe anprobieren, um sie anschließend online bei einem Versandhändler zu bestellen. Doch Stumpf zufolge ist in der Realität der umgekehrte Fall deutlich häufiger: Stationäre Käufe werden durch Online-Recherche vorbereitet. Umso wichtiger ist es für stationäre Einzelhändler, den Online-Handel nicht als Bedrohung, sondern als Erweiterung wahrzunehmen und vor allem die eigene digitale Sichtbarkeit zu stärken. Auch wer selbst keinen Online-Handel betreibt, muss im Internet als relevante Einkaufsstätte wahrgenommen werden.
Der onlinegenerierte Umsatz steigt jährlich kräftig an, die Dynamik des Wachstums flaut allerdings ab
Quelle: HDE Online-Monitor
Generell müssen Unternehmen mehr Aufwand in die Frequenzerhöhung stecken, als dies vor dem digitalen Zeitalter der Fall war. Schließlich sind Kunden heutzutage in der Regel stets über die Präsenz jedes Stores informiert, unabhängig davon, ob sie lange nicht mehr vor Ort waren oder sogar noch nie. Die Wege werden effizienter gestaltet, das willkürliche „Bummeln“ entfällt zunehmend. Und in gleichem Maße entfällt die traditionelle Laufkundschaft, über die Einzelhändler sich früher, zusätzlich zu den gezielt anwesenden Besuchern, freuen konnten. Zwischen Mai 2016 und Mai 2018 gab es lediglich vier Monate, in denen die Besucherfrequenz des deutschen Einzelhandels im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen ist. In allen anderen Monaten ist Rücklauf zu verzeichnen.
Online-Handel nur einer von vielen Gründen für stärkeren Wettbewerb
In vielen Branchen differenziert sich der Wettbewerb, wobei der Vormarsch des Online-Handels nur einer von vielen Gründen ist. In einigen Branchen kommen diverse Faktoren zusammen. Bei den Sportausrüstern etwa teilten lange einige klassische Wettbewerber den Großteil des Markts unter sich auf. Hinzu kommen internationale Player, derzeit unter anderem aus Frankreich und Österreich.
Zusätzlicher Wettbewerb entsteht durch ein erweitertes Angebot anderer Betriebsformen. So nehmen mittlerweile Einzelhändler aus den Sektoren Mode oder Lifestyle Sportartikel in ihr Sortiment auf. Große Hersteller wie Adidas oder Nike eröffnen Monolabel-Stores. Nicht zuletzt entsteht auch durch die Discounter Druck im Markt. Stellt Aldi etwa Nordic-Walking-Stöcke ins Regal, so lassen sich tatsächlich bereits tags darauf Umsatzrückgänge der traditionellen Sportartikel-Händler feststellen.“, so Joachim Stumpf.
Im Lebensmitteleinzelhandel entstehen neue innerstädtische Formate
Der Lebensmitteleinzelhandel erfährt unter allen Handelssegmenten die geringste Beeinträchtigung durch den E-Commerce. Daher lässt sich dort eine gewisse Stabilität vermuten. Entscheidend für den Erfolg ist die lokale Positionierung des jeweiligen Marktes sowie das Mobilitätsverhalten der Konsumenten. Seit einigen Jahren wird wieder eine höhere Distanzsensibilität beobachtet. Die Bereitschaft, größere Entfernungen für den Lebensmitteleinkauf zurückzulegen, ist also gesunken. 48 Prozent der Kunden wünschen sich eine Wegzeit von drei bis fünf Minuten. Diese Tendenz ist eng mit der Reurbanisierung verknüpft. Immer mehr Menschen zieht es in die Innenstädte, wo sie einen fußläufig erreichbaren Einzelhandel erwarten. Viele besitzen kein Auto, weshalb entlegene Märkte mit großer Parkfläche seit etwa 2007 wieder auf dem Rückzug sind und die großen Supermarktketten, die zuvor „auf die grüne Wiese“ geflüchtet waren, sich nun um Nachverdichtung in den Städten bemühen.
Doch dort ist der Platz begrenzt. „Große Anbieter suchen vor allem in den Innenstädten nach neuen Formaten“, erklärt Joachim Stumpf. „Deshalb entstehen momentan Einzelhandelsflächen, wo man dies vor einiger Zeit nicht vermutet hätte. Zum Beispiel feiert ein Discounter Neueröffnung in einem ehemaligen Fastfood-Restaurant. Die Kompromissbereitschaft ist derzeit sehr hoch, insbesondere in den Wachstumsregionen.“
Wealthcap Talk: Handelsimmobilien als Investment
Sind Handelsimmobilien auch in Zukunft noch ein attraktives Investment? Im Talk gibt Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung GmbH und IPH Handelsimmobilien GmbH spannende Insights.
Gastronomie ist kein Allheilmittel
Vor einigen Jahren noch verpönt, hat sich der in Einkaufszentren integrierte Außerhaus-Verzehr mittlerweile zur Trenderscheinung aufgeschwungen. Die Gastronomie wächst schneller als der Einzelhandel. Dem Statistischen Bundesamt zufolge war der Umsatz der deutschen Gastronomie im Februar 2019 preisbereinigt um 4,6 Prozent höher als im Vorjahr. Zum Vergleich: Beim Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren lag der Zuwachs im selben Zeitraum preisbereinigt bei lediglich 2,3 Prozent. Was das schwedische Möbelhaus IKEA schon seit jeher betreibt, wird nun von immer mehr Einzelhändlern entdeckt. Regelmäßig werden neue Konzepte und Ausdifferenzierungen entwickelt und erprobt. Gute Gastronomie stärkt die Aufenthaltsqualität und verlängert die Verweildauer.
Gleichzeitig stellen die Gastronomen auch eine immer wichtiger werdende Mietergruppe dar, etwa in einem Einkaufszentrum. Viele andere alternative Nutzungsbeispiele zeigen: Der Auszug eines Händlers muss nicht dauerhaften Leerstand bedeuten. Aktuell boomt beispielsweise die Gaming- und Entertainment-Branche und hat auf der Suche nach geeigneten Flächen gerade die Einkaufszentren entdeckt. Gastronomie und Co. sind jedoch keine Allheilmittel: „Ein schlechtes Shopping-Center wird nicht durch Imbissbuden und Kantinen gerettet“, betont Stumpf.
Ebenso wenig solle ein erfolgloser stationärer Einzelhändler sein Heil ausschließlich im Online-Handel suchen. Er muss zwar digital stattfinden, doch sollte er auch weiterhin an Strategien arbeiten, um seinen klassischen Point of Sale aufzuwerten. Hierfür existieren diverse kreative Ansätze. Einige Märkte integrieren zum Beispiel Handwerkskunst, personalisieren ihren Außenauftritt oder nutzen technische Gimmicks. Auch eine attraktive Architektur sollte als Besuchsanreiz nicht unterschätzt werden. Letztlich entscheidet in jedem Einzelfall die individuelle Ausrichtung eines Händlers beziehungsweise Markts über Gewinner und Verlierer.
„Es gibt allerdings einige universelle ‚Resilienzfaktoren‘, die zum Schutz des stationären Einzelhandels vor Umsatzeinbrüchen beitragen können, zum Beispiel ein hohes Pendleraufkommen oder eine steigende Einwohnerzahl“, sagt Sebastian Zehrer, Leiter Research bei Wealthcap. Gemeinsam mit der Handelsberatung BBE wird Wealthcap in Kürze eine umfängliche Studie zu Einzelhandelsimmobilien vorstellen. „Darin untersuchen wir mithilfe eines Wealthcap-Scorings, welche Kriterien für die langfristige Zukunftsstärke einer Einzelhandelsimmobilie entscheidend sind“, führt Zehrer aus.
Das Scoring und die neue Wealthcap Handelsstudie „Future Retail – DNA des Erfolges. Erfolgsgeheimnis zukunftsstarker Handelsstandorte“ wird analog zum Mikro- und Makrolagen-Scoring der Wealthcap Studie „Future Locations – Wohnlagen mit Perspektive“ erstmals objektive Kriterien für die Attraktivität und Zukunftsstärke von Einzelhandelsimmobilien identifizieren und einordnen. Die Studie wird im Oktober veröffentlicht und von einer Artikelserie hier im Research-Portal von Wealthcap begleitet.
Future Retail - DNA des Erfolges. Erfolgsgeheimnis zukunftsstarker Handelsstandorte
Sharing Economy, Mobilitätswende, Urbanisierung: Im Sog dieser und weiterer Megatrends befindet sich der Einzelhandel in einer tiefgreifenden Transformation. Der stationäre Einzelhandel wird sich in einer digitalisieren Welt behaupten – die Frage ist nur, wie und wo. Die Erfolgsfaktoren haben wir gemeinsam mit den Spezialisten der BBE Handelsberatung und weiteren Fachleuten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis untersucht. Das Ergebnis ist die Wealthcap Studie „Future Retail – DNA des Erfolges. Erfolgsgeheimnis zukunftsstarker Handelsstandorte“ mit dem speziell entwickelten Wealthcap Scoring.