Immo­bilien
Ar­ti­kel • 2022-12-19

Block­chain

Real Assets meet Block­chain

Ge­kom­men, um zu blei­ben – das sa­gen Expert:innen aus Theo­rie und Praxis zur Block­chain. Le­sen Sie ak­tu­el­le Ein­bli­cke zu Mög­lich­kei­ten und Chan­cen der To­ke­ni­sie­rung von Real Assets.

Le­se­zeit: 5 Mi­nu­ten
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Ge­ball­tes Wis­sen gab es beim Work­shop „Real Assets meet Block­chain“: Wis­sen­schaft­ler, Unternehmer:innen und Rechts­exper­ten ha­ben mit Kolleg:innen von Wealth­cap die Mög­lich­kei­ten er­ör­tert, die die Block­chain für Sach­wert-Investments schon heu­te bie­tet und in Zu­kunft bieten wird, sowie die Hin­der­nis­se auf dem Weg dort­hin.

An­fang 2009 wur­de der Bit­co­in ge­bo­ren – und hat seit­her vie­le Nach­ah­mun­gen ge­fun­den. Von An­fang an wa­ren die Mei­nun­gen über die Kryp­to­wäh­rung ge­teilt: Die Pole reich­ten von „un­nüt­zes Spiel­zeug für Tek­kies“ auf der ei­nen bis zu „lang­fris­ti­ger Er­satz für na­tio­na­le Wäh­run­gen“ auf der an­de­ren Sei­te. Eine Ein­tags­flie­ge zu­min­dest ist der Bit­co­in nicht ge­blie­ben.

Doch was auch im­mer man von den Kryp­to­wäh­run­gen hal­ten mag, was sich wirk­lich durch­set­zen wird, ist die Tech­no­lo­gie da­hin­ter: die Block­chain. Die­se ist näm­lich zu tren­nen von den teils sehr vo­la­ti­len Ent­wick­lun­gen bei Bit­co­in und Co.

Das je­den­falls war ein­hel­li­ge Mei­nung al­ler Teilnehmer:innen am Wealth­cap-Work­shop „Real Assets meet Block­chain“. Ziel des Work­shops war es, in Vor­trä­gen und Dis­kus­sio­nen den ak­tu­el­len Stand in Sa­chen Tech­no­lo­gie und Re­gu­la­to­rik zu er­ör­tern. Ab­ge­run­det wur­de der Work­shop durch Pra­xis­bei­spie­le, die zei­gen, wel­che In­vest­ment­mög­lich­kei­ten es basierend auf der Block­chain be­reits gibt, was theo­re­tisch mög­lich ist, was es in Zu­kunft viel­leicht ge­ben wird, und na­tür­lich auch, wor­an es der­zeit noch ha­pert.

Zu dem Work­shop hat­te Wealth­cap eine Rei­he aus­ge­wie­se­ner Expert:innen aus ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen ein­ge­la­den:
- Su­san­ne Bon­fig, selbst­stän­di­ge Be­ra­te­rin und In­ves­to­rin
- Nezu Yu­kit­a­ka, Grün­der des Block­chain-Un­ter­neh­mens Da­tar­el­la und Mit­grün­der der Eu­ro­pean Block­chain As­so­cia­ti­on
- Eric Rom­ba, Rechts­an­walt und Part­ner bei der Kanz­lei Os­bor­ne Clar­ke
- Pro­fes­sor Dr. Phil­ipp Sand­ner, Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler und Grün­der des Block­chain Cen­ter an der Frank­furt School of Fi­nan­ce
- To­bi­as Seidl, Mit­grün­der der To­ken-Platt­form STOKR, ei­nes führen­den di­gi­ta­len Markt­plat­zes für al­ter­na­ti­ve Investments
- Lud­ger Wib­be­ke, Ge­schäfts­füh­rer von HANSAINVEST Han­sea­ti­sche In­vest­ment-GmbH

„Die Block­chain geht nicht mehr weg, sie ist ge­kom­men, um zu blei­ben“, sag­te Pro­fes­sor Phil­ipp Sand­ner gleich zu Be­ginn des Work­shops. „Und an alle, die bis jetzt noch nicht da­bei sind: Kein Pro­blem, ihr habt noch nicht viel ver­passt. Wir sind noch ganz am An­fang, der Zug ist längst noch nicht ab­ge­fah­ren. Denn die Block­chain wird sich durch­set­zen, bei na­he­zu je­dem As­set und Pro­zess.“

An­ge­fan­gen bei Kryp­to­wäh­run­gen und Zah­lungs­ver­kehr über li­qui­de Assets, Sach­wer­te, Roh­stof­fe, Uni­ka­te wie Kunst­wer­ke oder Turn­schu­he be­rühm­ter Sport­ler, Old­ti­mer, Immo­bilien, In­fra­struk­tur, Erneuer­bare-En­er­gien-An­la­gen bis hin zu ad­mi­nis­tra­ti­ven Pro­zes­sen und CO2-Emis­si­ons­rech­ten – im Prin­zip ist al­les „to­ke­ni­sier­bar“ und da­mit in ei­ner Block­chain dar­stell­bar.

Nezu Yu­kit­a­kaGrün­der des Block­chain-Un­ter­neh­mens Da­tar­el­la

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Warum das noch nicht längst über­all pas­siert ist? Dazu räum­te der Work­shop zu­nächst mit ei­nem Miss­ver­ständ­nis auf, das sich seit dem ers­ten Hype hart­nä­ckig hält: Die Block­chain ist kein neu­es An­la­ge­ve­hi­kel und kei­ne neue As­set­klas­se. Der To­ken ist le­dig­lich ein tech­ni­scher Trä­ger. Ein Real As­set lässt sich auch nicht di­rekt „to­ke­ni­sie­ren“. Das wur­de in der An­fangs­zeit der Block­chain ver­sucht, hat aber nicht funk­tio­niert. Es be­darf im­mer ei­ner „Le­gal En­ti­ty“, also ei­ner vor­han­de­nen recht­li­chen und für eine Block­chain ge­eig­ne­te Struk­tur. In Deutsch­land ist das der­zeit nur über Fremd­ka­pi­tal- oder Mez­za­ni­ne-In­stru­men­te dar­stell­bar, nicht über rei­nes Ei­gen­ka­pi­tal – an­ders als in Lu­xem­burg oder Liech­ten­stein.

Dass die Po­ten­zia­le der Block­chain bis­her noch nicht voll aus­ge­schöpft wer­den kön­nen, liegt also nicht an der Tech­no­lo­gie. Da wa­ren sich die Workshop-Teilnehmer:innen ei­nig. Das größ­te Hemm­nis ist die Re­gu­lie­rung. Die meis­ten Re­geln und Pro­zes­se stam­men aus ei­ner Zeit lan­ge vor der Di­gi­ta­li­sie­rung oder gar der be­gin­nen­den To­ke­ni­sie­rung der Welt. Die Fra­ge ist also, wel­che „Le­gal En­ti­ties“ – sprich: Rechts­for­men – grund­sätz­lich in­fra­ge kom­men und wie die­se aus­ge­stal­tet sein müs­sen, um als To­ken über eine Block­chain trans­fe­rier­bar ge­macht wer­den zu kön­nen und gleich­zei­tig stren­ge Go­ver­nan­ce-Kri­te­ri­en zu er­fül­len.

Und warum die­ser gan­ze Auf­wand? Wo ist der Vor­teil der Block­chain? Grund­sätz­lich ge­sagt: Die Block­chain ist si­cher und trans­pa­rent und die To­ken sind zu nied­ri­gen Trans­ak­ti­ons­kos­ten je­der­zeit über­trag- und da­mit han­del­bar. Ge­nau das ist aber auch eine der Hür­den: Han­del­bar­keit ist für (in­sti­tu­tio­nel­le) Investor:innen erst dann wirk­lich re­le­vant, wenn auch aus­rei­chend Li­qui­di­tät auf den ent­spre­chen­den (Zweit-)Märkten herrscht, sich also bei Be­darf auch Käufer:innen fin­den. Auch da­bei ist noch viel Ent­wick­lungs­po­ten­zi­al zu he­ben.

Su­san­ne Bon­figSelbst­stän­di­ge Be­ra­te­rin und In­ves­to­rin

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Der Work­shop hat aber auch an­hand vie­ler Pra­xis­bei­spie­le ge­zeigt, was schon heu­te mit der Tech­no­lo­gie mög­lich ist. Ein span­nen­des Bei­spiel au­ßer­halb des Real-Assets-Uni­ver­sums sind ein­fa­che und ef­fi­zi­en­te Zah­lungs­sys­te­me im Rah­men der in­ter­na­tio­na­len Flücht­lings­hil­fe. Die Mög­lich­kei­ten sind un­be­grenzt und las­sen ganz neue Vi­sio­nen zu, frei­lich auch im Be­reich des Immo­bilien-As­set-Ma­nage­ments: Kann man zum Bei­spiel Mie­ter-In­cen­ti­ves in Zu­kunft „to­ke­ni­sie­ren“? Eine Com­mu­ni­ty schaf­fen, in­dem man Mieter:innen über To­ken an der Im­mo­bi­lie teil­ha­ben lässt? In To­ken pro Qua­drat­me­ter? Was sind die Mög­lich­kei­ten im „ESG-Hand­ling“?

Ne­ben dem As­set Ma­nage­ment ent­ste­hen auch in an­de­ren Wert­schöp­fungs­be­rei­chen zum Bei­spiel mit Blick auf Ver­triebs­pro­zes­se Mög­lich­kei­ten für di­gi­ta­le Markt­plät­ze und An­le­ger­bei­trit­te basierend auf der Block­chain. Aus tech­ni­scher Sicht sind der Fan­ta­sie der As­set Manager kaum Gren­zen ge­setzt, bei enor­mer Ska­lier­bar­keit. Die gro­ße Fra­ge ist, wel­che in­no­va­ti­ven An­sät­ze in­ner­halb der be­stehen­den Re­gu­lie­rung rea­li­sier­bar sind und wo­hin sich die Re­gu­lie­rung ent­wi­ckelt.

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