Future Asset Allocation
Die neue Quotenvielfalt
Institutionelle Portfolioallokationen sind bunter und vielfältiger geworden. Manche Investoren haben ihren Spielraum jedoch schon weitgehend ausgeschöpft. Erfahren Sie, was noch möglich ist.

Übersicht Future Asset Allocation
Die Regulierung setzt bei vielen Investorengruppen allzu großer Diversifizierungsfreude Grenzen. Wo und warum trotzdem noch Luft nach oben ist, erläutern Dr. Aris Aristidou, Head of Wealth Management Professional Clients bei der HypoVereinsbank (HVB), und Manfred Mönch, Gründer und Geschäftsführer der GAC – Gesellschaft für Analyse und Consulting.
Illiquide Sachwerte – oder Real Assets – stehen hoch in der Gunst institutioneller Investoren. Niedrige Anleihezinsen haben praktisch alle Investorengruppen dazu gebracht, ihre Allokation in Sachwerte deutlich auszuweiten – ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist.
Suche nach stabilen Cashflows
Auf der Suche nach stabilen Cashflows wurden in den vergangenen Jahren die Immobilien- und Alternatives-Quoten erhöht, jedoch nicht gleichmäßig über alle Investorengruppen hinweg. „Versicherungen haben mit 5 bis 7 % weiterhin recht niedrige Immobilienquoten“, sagt Manfred Mönch, „Tendenz langsam steigend. Allerdings sind Lebensversicherungen auch die mit Abstand volumenstärkste Investorengruppe, geplante Anpassungen können somit nur langsamer realisiert werden.“ Gerade Lebensversicherungen haben noch immer ein sehr hohes Anleihe-Exposure, das in seiner Ertragsstruktur den Leistungsverpflichtungen entsprechen muss („Liability Matching“). Hinzu kommt die europäische Regulierungsrichtlinie „Solvency II“, welche zwar gegenüber einem starren Quotensystem die Flexibilität erhöht, aber relativ strenge Vorgaben an die Eigenkapitalhinterlegung und das Risikomanagement macht.
Investoren wollen Immobilienanteil erhöhen
„Rund 22 % der Lebensversicherer wollen ihren Immobilienanteil erhöhen, bei den Krankenversicherungen sind es sogar 37 %, wie unsere Umfrage zeigt“, ergänzt Dr. Aris Aristidou von der HVB. „Das begrenzte Angebot an den Investmentmärkten erschwert die Ausweitung der Immobilienquoten für Lebensversicherungen, gerade weil sie die Investorengruppe mit dem größten Anlagevolumen überhaupt ist.“ Versorgungswerke hingegen sind an das starre Quotensystem der Anlageverordnung gebunden, welche eine maximale Immobilienquote von 25 % vorsieht. „Versorgungswerke haben bereits eine relativ hohe Immobilienquote von durchschnittlich 20 %. Bei einigen dürfte der Spielraum somit ausgereizt sein, andere haben zumindest aus regulatorischer Sicht noch etwas Luft nach oben“, erläutert Manfred Mönch und ergänzt: „Teilweise zeigen Versorgungswerke unter Ausnutzung der Öffnungsklausel oder Sondergenehmigung der Aufsicht bereits Immobilienquoten von 30 %.“ Trotz der zuvor genannten Quotenthematik planen rund 22 % der befragten Versorgungswerke, ihren Immobilienanteil in den nächsten drei bis fünf Jahren weiter zu erhöhen.
Auch der Anteil an Alternatives steigt
Andere Real Assets geben ein vergleichbares Bild ab, auch wenn die Allokationen in den einzelnen Alternatives-Teilmärkten deutlich kleiner sind als bei Immobilien. Auch hierbei sind die Quoten sukzessive gestiegen, wobei Versorgungswerke höhere Quoten haben als beispielsweise Versicherungen. Die regulatorische Komponente – Versicherungen nach „Solvency II“, Versorgungswerke nach Anlageverordnung, Banken nach „Basel III“ sowie Stiftungen, Family Offices und Corporates mit relativ großer Flexibilität – spiegelt sich auch hierin wider. Insgesamt haben Versorgungswerke aktuell rund ein Drittel ihres Portfolios in Real Assets einschließlich Immobilien investiert.
Mit steigender Komplexität und Diversifikation der institutionellen Asset Allocation wächst auch der Anteil an indirekten Investments über Fondsstrukturen gegenüber Direktinvestments. Das ist ein Trend, der sich kontinuierlich beobachten lässt – und zwar sowohl bei der Kapitalanlage in liquide als auch in illiquide Sachwerte. Seit 2009 haben sich die Fondsanlagen von rund 250 Mrd. auf über 650 Mrd. mehr als verdoppelt. Allein bei Immobilien haben sich die indirekten Investments auf über 100 Mrd. deutlich erhöht und übersteigen das Volumen direkter Immobilieninvestitionen um ein Vielfaches.
„Dafür gibt es aus unserer Sicht drei maßgebliche Gründe“, sagt Dr. Aris Aristidou von der HVB. „Erstens ist die institutionelle Kapitalanlage insgesamt komplexer und aufwendiger geworden. Viele Investoren vertrauen deshalb lieber auf die Expertise spezialisierter Fondsanbieter.“ Zweitens kommt speziell bei Sachwerten der konkreten Asset-Auswahl sowie dem späteren Asset-Management in Zeiten sinkender Zinsen und Renditen eine größere Bedeutung zu, auch das können professionelle Fondsmanager oftmals besser abdecken. Und drittens ist Resilienz ein wichtiger werdendes Investmentkriterium – und Diversifikation dabei der
wichtigste Faktor. „Diversifikation ist gerade für kleinere Investoren über Fondsbeteiligungen einfacher darstellbar“, so Aristidou.
„Ein diversifiziertes Portfolio mit einem hohen Anteil illiquider Assets ist wesentlich komplexer als ein reines Anleiheportfolio oder eines mit einer geringen Beimischung liquider Aktien“, sagt Aristidou. „Direktinvestments in Immobilien sind häufig schon aufwendig genug – für kleinere Investoren zu aufwendig. Eigenständig in erneuerbare Energien, Private Equity oder Private Debt zu investieren, ist ohne einen hohen Grad an Know-how und eigener Professionalität nahezu unmöglich. Zudem lässt sich so auch aufgrund hoher Ticketgrößen kaum ausreichend diversifizieren.“
Deshalb sind viele illiquide Assets besonders stark von dieser Entwicklung betroffen. Dort ist das Wachstum der Fondsallokation überproportional im Vergleich zur gesamten Sachwerteallokation. Der Fondsanteil steigt somit: Bei Versorgungswerken entfallen inzwischen zwei Drittel der Sachwerte-Investments auf Fondsstrukturen. Insbesondere bei Immobilien zeigt sich die stark gewachsene Relevanz der Fondsanlage. Fonds- oder Dachfondsstrukturen spielen somit eine tragende Rolle bei der Investition in illiquide Sachwerte. Für knapp ein Drittel der Befragten ist es der bevorzugte Weg, weitere 12 % vertrauen auf Berater, welche sich ihrerseits häufig ebenfalls für Fondsinvestments entscheiden.
Fazit: Die Allokation wird bunter – Fonds machen es möglich
Alle institutionellen Investorengruppen haben ihre Allokation in den vergangenen Jahren deutlich diversifiziert und insbesondere ihre Sachwerte-Investments ausgebaut. Versorgungswerke weisen inzwischen einen Sachwerteanteil von rund einem Drittel auf, andere Gruppen liegen – auch aus regulatorischen Gründen – noch deutlich dahinter.
„Klar ist, dass bei einem Durchschnitt von rund 20 % Investmentanteil in Immobilien bei vielen einzelnen Versorgungswerken die Grenze der maximalen Allokation von 25 % gemäß Anlageverordnung annähernd erreicht sein dürfte – aber eben nicht bei allen“, sagt Aristidou. „Es gibt also durchaus noch Spielraum, um von der zumeist sehr stabilen Ertragsstruktur von Immobilien und anderen Sachwerten zu profitieren.“ Corporates und Depot-A-Investoren liegen auch ohne starres Quotensystem bei gerade einmal 5 % noch weit darunter. Lebensversicherungen hingegen müssen vor allem ihre Risiko- und Kapitalstruktur gemäß Solvabilitätsverordnung statt starrer Strukturen beachten; die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass das Immobilien-Exposure langsam, aber stetig wachsen wird.
Auffällig ist zudem das starke Wachstum der Fondsallokation, welches überproportional zur Sachwerte-Allokation ist. „Das deutet darauf hin, dass Fondsstrukturen heutzutage noch gefragter sind für Sachwerte-Investments als vor zehn Jahren, und dies dürfte der insgesamt höheren Komplexität sowie der größeren Bedeutung des Faktors Diversifikation geschuldet sein“, so Aristidou abschließend.