Interview mit Dr. Christian Simanek
Asset Management wie ein Schweizer Taschenmesser
Die Anforderungen an das Asset Management haben sich massiv verändert. Dr. Christian Simanek erklärt im Video-Interview, worauf es jetzt ankommt.

Nachhaltigkeit, Homeoffice, veränderte Arbeitswelten und vielfältige Services für die Nutzer – die Herausforderungen für zukunftsfähige Büroimmobilien sind größer denn je. Darin liegen aber auch große Chancen. Doch wie muss ein zeitgemäßes Asset Management vor diesem Hintergrund agieren?

Interview zum aktiven Asset Management mit Dr. Christian Simanek
Dr. Christian Simanek, Bereichsleiter Asset Management bei Wealthcap, erklärt im Video-Interview, worauf es jetzt ankommt.
Es gibt viele Herausforderungen, aber derzeit stechen zwei große, langfristige Entwicklungen heraus: Erstens der Wandel der Assetklassen, gerade bei den Büroimmobilien. Natürlich sind Nutzungsarten in einem ständigen Wandel, aber gerade das Bürosegment ist derzeit besonders in Bewegung.
Das Homeoffice wird auch langfristig eine wichtige Bedeutung behalten. Die Menschen verbringen im Durchschnitt insgesamt weniger Zeit im Büro. Aber wenn sie das tun, dann haben sie hohe Erwartungen an den Standort und die Flächen. Zudem verschmilzt die vormals klassische Büronutzung auch immer mehr mit anderen Nutzungsarten. Das zweite große Thema ist der Klimawandel und damit verbunden die Anforderungen an Immobilien im Hinblick auf Nachhaltigkeit bzw. ESG.
Ja, das lässt sich für beide Themen sagen. Der Wandel und die Verschmelzung der Assetklassen kann und muss jetzt genutzt werden, um zukunftsfähige Immobilien zu bauen beziehungsweise bestehende Objekte entsprechend zu repositionieren und zukunftsfähig zu gestalten. Das funktioniert zum Beispiel, indem man eine reine Büroimmobilie, die auf einen einzigen Mieter ausgerichtet war, in ein MultiTenant-Objekt verwandelt, das zudem diverse Nutzungsarten unter einem Dach vereint, zum Beispiel Büro, Hotel, Einzelhandel, Gastronomie und vielleicht sogar noch Wohnen.
Mietern und ihren Mitarbeitern und Besuchern kann man dadurch zugleich ein tolles Nutzererlebnis ermöglichen. Für die Vermieter bedeutet das zugleich eine effektive Risikostreuung. Was den Klimawandel betrifft, hat die Immobilienwirtschaft einen gewaltigen Hebel auf die CO2-Emissionen auf dem Planeten, den sie bewegen kann und muss. Darin liegt auch eine enorme Chance.

Als Asset Manager stehen wir vor neuen Chancen und Herausforderungen im Büroimmobilienmarkt. Der Wandel der Assetklassen und die Nachhaltigkeit spielen eine immer wichtigere Rolle.
Dr. Christian SimanekBereichsleiter Asset Management WealthcapRichtig, wir tun natürlich bei unseren Bestandsobjekten sehr viel, um die Energieeffizienz zu erhöhen und CO2-Emissionen zu senken. Je nach Objekt kann es z. B. die Nutzung erneuerbarer Energien, wie Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach, Geothermie oder der Bezug von Ökostrom sein. Oder wir erhöhen die Energieeffizienz durch Dämmungen oder andere technische Lösungen. Mit Umbauten und Modernisierungen, bis hin zu kompletten Repositionierungen von älteren Bestandsobjekten, bewegen wir hierbei einen relativ großen Hebel.
Aber das ist nicht alles: In enger Zusammenarbeit mit unseren Mietern und durch die Vereinbarung von Green Leases möchten wir das Verhalten der Nutzer der Immobilien hin zu mehr Nachhaltigkeit im positiven Sinne zu beeinflussen. Und zu guter Letzt können auch ein gutes Abfallmanagement sowie der immer wichtiger werdende Trend zur Kreislaufwirtschaft bei baulichen Maßnahmen, einen großen Impact entfalten.
Aktuell wandeln wir einige große Büroimmobilien, die vormals das Headquarter nur eines Unternehmens waren, in gemischt-genutzte MultiTenant-Objekte mit hoher Aufenthaltsqualität um. Allein im Großraum München sind das drei große Repositionierungen: Aktuell die „Ten Towers“, direkt am S-Bahnhof Leuchtenbergring, die früher allein von der Telekom genutzt wurden, sowie das „New Ganghofer“, der frühere Sitz der KPMG. In naher Zukunft wird noch das „Frameworks“ in Grasbrunn, vor den Toren Münchens, dazukommen. Neben modernen Büros setzen wir auch auf begleitende Nutzungen und Services, wie z. B. begrünte Dachterrassen, Coworking und neuartige Gastro-Konzepte.
Ein Asset Management-Team braucht für solche Fälle die multiple Skills und eine hohe Flexibilität, ähnlich wie die eines Schweizer Taschenmessers: Benötigt wird die Expertise aus verschiedenen Fachabteilungen. Neben dem klassischen Asset Management ist auch das Technische Management sehr gefordert, genauso wie das Vermietungsmanagement sowie unsere Value add- und ESG-Expert:innen. Dazu wird auch die Digitalisierung immer wichtiger. Hierfür müssen erfahrene Kolleg:innen mit vielen unterschiedlichen Ausbildungen und Skills sehr eng zusammenarbeiten und ihre Qualitäten und großes persönliches Engagement einbringen. Oft müssen dann auch die vormaligen Trennlinien klassischer Nutzungsarten aufgebrochen und neu gedacht werden. Dies erfordert nicht zuletzt eine ganzheitliche Team-Mentalität und Projektstruktur.